Didi did it – Kopfball mal anders

Und jetzt – nach Abstieg, Aufstieg, Relegation, Pokal und dem Finale – die Medienallgemeinweisheiten. Fußball ist Geschäft: Millionen-Gehälter, gigantische Ablösesummen – die Finanzen der Verbände und Vereine werden knapp. Über Werbeverträge, Sponsorengelder und den Verkauf von Medienrechten müssen sie sich immer mehr Geld besorgen. Fußballer müssen nicht mehr nur Tore schießen, sie müssen auch Journalisten  und Werbekunden zur Verfügung stehen, Modell stehen, repräsentieren, Autogramme geben und Sponsoren befriedigen. Schadet das letztlich dem Sport selbst? Dem und den Sportlern auch, die schon längst keine elf Freunde mehr sind, sondern ein Kader von Einzelunternehme(r)n?
Am Montag nach dem Münchener Finale des Vereinsfußballs
a) ein WDR5-Feature über das deprimierende Burn-out-System Fußball
b) ein Plasbergsches Hart-aber-fair in der ARD zum Thema: Wer schützt den Fußball vor seinen Fans?
c) ein WDR5-Tagesgespräch zu Gewalt im Relegationsfußball
d) und und und
Blogs, die ich empfehle zu besuchen und gänzlich zu lesen, alle um das Bayern-Thema:
Trainer Baade, Zebrastreifenblog, Volk-ohne-Raumdeckung, Stadtneurotiker.
Wird Fußball zur absoluten Unterhaltungsindustrie, zählt nur noch der (wirtschaftliche) Erfolg, gemäß des dummen Spruchs der sehr deutschen Sport- und Unternehmensgröße Neckermann (macht Olympia möglich und sportlich faires Leben fraglich), daß mit dem zweiten Platz die Niederlage beginne. Bleibt Fußball dagegen ein sportlicher Wettbewerb, gehört Sieg und Niederlage dazu, man darf trauern, wenn man ein Entscheidungsspiel verliert und trotzdem mit Verve sich auf das nächste Spiel freuen. – Und Fan und Verein haben sich eh gewählt in gegenseitiger Verfallenheit. Und Bayern? Dreimal Zweiter in einer Saison heißt vollste Kasse!
Nachtrag: Vom Public-Viewing
im Olympiastadion berichtet
der Kaisergrantler.

Über rainer kühn

Den autoritären Charakter findet man leider von links bis erwartet rechts in allen Schwatzbuden des Internetzls. (Theodor W. Adorno & seine kritische Theorie)
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4 Antworten zu Didi did it – Kopfball mal anders

  1. The Violet White Football Sofa schreibt:

    http://www.freitag.de/community/blogs/achtermann/ich-hasse-bayern-muenchen
    Birgit Homburger (FDP-Vize) legte ihr Ohr erstmals nahe ans Volk und sprach eine weitverbreitete Meinung aus, die kein anderer Politiker sich trauen würde zu äußern: „Ich hasse Bayern München.“ Diese befreiende Aussage ist eindeutig. Es gibt keinen Interpretationsspielraum. – – – So beginnt Achtermanns Blog in der Community des derFreitag. Und er kommentiert irgendwann: Nach Forbes ist Manchester United der reichste Fußballverein. Er wird auf 1,72 Mrd US-Dollar taxiert. Gefolgt von Real Madrid, dem FC Barcelona und dem FC Arsenal. An 5. Stelle steht Bayern München mit einem Wert von 1,235 Mrd US-Dollar. Schalke steht auf dem 10. und Dortmund auf dem 14. Rang mit 587 Mio bzw. 443 Mio.
    Und ich weiß, daß Abramovic seit 2003 1 Milliarde Euro in den Chelsea FC investierte, ehe Drogba sowieso die Tore gemacht hätte …
    Achtermann schreibt: Ich finde folgende Regelungen wünschenswert:
    * Keine finanzielle Unterstützung mehr durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, da hierfür Zwangsgelder eingezogen werden.
    * Finanzierung der Polizeieinsätze durch die Veranstalter. Die Polizeigewerkschaft fordert jährlich 50 Mio Euro, die an Überstunden anfallen würden, um die Kommerzveranstaltungen über die Bühne zu bringen.
    * Keine Steuergelder mehr bereitstellen für den Stadionbau. Alles ist von den Fußballunternehmen selbst zu zahlen.
    Das wären Maßnahmen, die den Profi-Fußball von seinem subventionierten Matratzenlager auf den Holzboden holen würden. Die wahrscheinliche Folge wäre: Die Gehälter der Spieler würden sinken bzw. sie würden abwandern in Vereine, die von Leuten wie Abramovic oder Berlusconi ausgehalten werden.
    SuzieQ schreibt am 19.05.2012 um 19:35 kurz vor Anpfiff: Ich sag‘ nur eins: Triple – Vize : )
    Achtermann nach Abpfiff: Suzie konnte sich in das Spiel einfühlen. Sie sagte voraus: Triple-Vize.

    Ein sehr schönes Blog, das ich gerne gelesen habe und wo ich allen Kommentierenden ein ‚Gut Sport!‘ zurufen möchte.

  2. rainer kühn schreibt:

    Pressekritik zum Fußballfinale im Eventjournalismus:
    *http://www.sueddeutsche.de/medien/tv-kritik-zu-hart-aber-fair-was-ist-geil-an-boellern-1.1363282
    Kerners Experiment ist effekthascherisch, keine Frage, sorgt aber wenigstens für etwas Abwechslung in einer sonst bemerkenswert einseitigen Sendung
    *http://www.spiegel.de/kultur/tv/fussballgewalt-als-thema-bei-plasberg-a-834353.html
    Hier wäre es spannend gewesen, einen Ultra erklären zu lassen, warum die Szene es dennoch für sicher hält, in einem voll besetzten Block zu zündeln. Man darf davon ausgehen, dass die Redaktion auch Ultra-Vertreter angefragt hat. Und man darf davon ausgehen, dass von denen keiner mit der bösen Presse reden wollte.
    *Im Treffpunkt beobachtete man in der ARD „geballten Journalisten-Blödsinn“, einen „einen Staranwalt, der einfach nur lügt und verfälscht“ und faßte eine „hysterische, uninformierte und aus hinterfragenswertem Antrieb agierende Medienlandschaft“ zusammen.
    „Wenn es nach den Medien geht, die den Fußball im Verbund mit DFB/DFL zu dem machen könnten, von dem sie meinten dass er es sein müsste, dann hätte man so ein Bild wie man es in der Vorberichterstattung vor dem CL-Finale hatte. Eine hypernervöse, aufgetakelte Moderatorin mit Ursprung in FFS (Fußballfernen Schichten), die sich auf den wirklich unglaublichen Event einer Choreo bei einer Public-Viewing-Veranstaltung (!) freut wie ein Hund über einen Kauknochen und ein gegelter Lackaffe im brandneuen Samtsakko, der einen Haufen fünf, sechs armer Trottel im Trikot um sich geschart hat, die auf Kommando wirres Zeug von sich geben, damit vor einem Mannschaftshotel irgendwas los ist. Dann sind Fans nur noch artig zahlende, auf Wunsch debil grinsende oder heulende Staffage eines großen Geschäfts, in dem es nur noch um eins geht – die große Kohle.“
    Kurz: Stadionverbot für Kerner! & Co.!

  3. netzberg schreibt:

    Und es geht immer weiter: Wären gerade bei Maischberger nicht Udo Lattek und Mario Basler gewesen, man könnte denken, es wären nur Marketingtanten zugegen, die nie ein Stadion von innen gesehen haben.

    • rainer kühn schreibt:

      http://www.11freunde.de/bundesligen/153074/ultras_die_taliban_der_fussballfans
      Nachgereicht die recht amüsante wie treffende Kritik der 11Freunde, darin: „während der menschgewordene Entschleuniger Udo Lattek in Superzeitlupe sich fragt, wann denn endlich wieder Doppelpass ist. Nach spätestens 45 Minuten ist man sich jedenfalls sicher, dass der sonntägliche Doppelpass neben dieser Runde wie ein Kolloquium zur Quantenphysik aussehen würde.“ – Sowie: „Nach 75 Minuten ist das Spektakel vorbei. Immerhin kann am Ende die Ausgangsfrage beantwortet werden. Den Fußball regiert immer noch Systemtheoretiker Udo Lattek. Am Ende der Sendung sagt er: »Man muss die Spieler sehen, die einen nicht weiterbringen. Die muss man verkaufen, und dann kauft man wieder einen neuen.«
      Heute Abend läuft die nächste Talkshow.

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